Die Leerwohnungsziffer in Basel entspricht bei Weitem nicht dem Marktangebot

Basel. Geht es nach Bund und Kanton, gibt es in der Stadt Basel viel zu wenige Mietwohnungen. Die Leerwohnungsquote liegt bei mickrigen 0,2 Prozent. Dies würde bedeuten, dass es lediglich 186 freie Wohnungen im Stadtkanton gibt.

Tatsächlich, so Andreas Dürr, Geschäftsleitungsmitglied des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft Svit, werden aktuell aber rund 4000 Wohnungen auf dem Markt angeboten. Alleine bei Homegate seien es deren 550.

Die Diskrepanz zwischen Leerwohnungsziffer und effektivem Angebot sei eklatant, ja absurd. Dürr fordert deshalb, dass die Leerwohnungsquote abgeschafft wird. Sie führe in der politischen Diskussion zu falschen Schlussfolgerungen und Forderungen, die den Wohnungsbau betreffen würden.

Tatsächlich sind die Kriterien für die Ermittlung der Leerwohnungsziffer ­völlig verschieden von jenen, die beim neuen von Svit finanzierten Online-­Wohnungsindex OWI Anwendung ­finden. Während beim OWI sämtliche Wohnungsinserate in die Auswertung einfliessen, wird bei der Leerwohnungsziffer periodisch nachgeschaut, ob für eine Wohnung Wasser- oder Elektrizitätskosten anfallen. Es wird in den Gemeinden und Städten auch abgeklärt, ob ein Telefon in Betrieb ist. Gerne wird auch der Briefträger gefragt, ob jemand in einer Wohnung lebt oder nicht. «Es herrscht bei diesen Erhebungen eine grosse Willkür», sagt Dürr. Selbst der Bundesrat gebe inzwischen zu, dass die Erfassungsmethode nicht mehr zeitgemäss sei und kein aussagekräftiges Bild ergebe.

Gesucht: Günstige Wohnungen

Der OWI wird von der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) zweimal jährlich erstellt. Peter Ilg, Leiter am Swiss Real Estate Institute der HWZ, nimmt für sich in Anspruch, «eine zeitnahe Messgrösse für die Angebots- und Nachfrageentwicklung auf dem Schweizer Mietwohnungsmarkt» geschaffen zu haben, da der Index auf den Inserationszeiten der Wohnungsinserate basiere. Erste Messperiode war das Winterhalbjahr 2013/2014, sodass erste Entwicklungsschritte des Marktes bereits erkennbar werden.

Eine der zwölf erhobenen Städte ist Basel. Gemessen am schweizerischen Mittel sind in Basel Wohnungen schneller weg als in vielen anderen ­Städten. Im Vergleich zwischen Sommerhalbjahr 2014 und Winterhalbjahr 2014/2015 hat sich das Angebot von 4109 auf 3848 verkleinert. Gleichzeitig hat die Insertionsdauer aber von 15 auf 16 Tage zugenommen. «Dies bedeutet», so Ilg, dass die Anspannung auf dem Wohnungsmarkt abgenommen hat. Die Situation sei auch weniger angespannt als ein Jahr zuvor im Winterhalbjahr 2013/2014.

Vor allem preiswerter Wohnraum bleibt aber in der Stadt Basel begehrt. Am wenigsten Angebote gab es nämlich für Wohnungen, die zwischen 1000 und 1500 Franken im Monat kosten. «Insgesamt wurden von diesem Wohnungs­typen über 110 Wohnungen weniger angeboten», sagte Ilg. Dagegen wird es zunehmend schwierig, teure Wohnungen zu vermieten. Wer über 3500 Franken verlangt, muss 38 Tage länger inserieren als der Durchschnitt. Zudem haben steigende Preise eine signifikant verlängernde Wirkung auf die Dauer, für die ein Inserat geschaltet werden muss.

In der ganzen Schweiz wurden im vergangenen Winterhalbjahr rund 123 000 Wohnungen über Internetplattformen angeboten. Damit blieb das Angebot gegenüber der Vorjahres­periode unverändert. Die durchschnittliche Insertionsdauer stieg von 24 auf 27 Tage an.

Durchschnittlich 1,9 Personen leben in einer Basler Wohnung. Auch hier glaubt Dürr, dass die Politik ihre Aufgaben machen muss. Familien ziehen gerne aufs Land, Junge und Senioren sehnen sich wieder nach Zentrumsnähe. Er glaubt deshalb, dass in Zukunft vermehrt grosse Wohnungen in ­mehrere kleinere umgebaut werden.

Autor: Kurt Tschan

Quelle: BaZ vom 04.06.2015, Seite 33

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