Boomende Business-Apartments ärgern Mieterverband und Hoteliers

In den Städten gibt es immer mehr möblierte Unterkünfte für zahlungskräftige Kunden. Die in einem Graubereich operierende Branche verschärft die Wohnungsnot.

Zürich/Genf  In den Innenstädten sind sie immer häufiger zu sehen. Schilder von Business-Apartments, die möblierte Zimmer anpreisen mit Dienstleistungen wie Zimmerreinigung und Wäscheservice. Die Anbieter haben es auf eine zahlungskräftige Kundschaft abgesehen, vor allem Geschäftsleute und Touristen. Das Angebot wächst trotz der in vielen Städten angespannten Wohnungssituation ständig. Das bereitet den Mieterverbänden Sorgen und ärgert die Hotellerie.

In der Stadt Zürich hat die Zahl solcher Apartments in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagt Walter Angst vom Mieterverband Zürich. Das bleibe nicht ohne Folgen. «Die Zunahme von Business-Apartments in der Innenstadt sorgt für eine zusätzliche Verknappung bezahlbarer Wohnungen.» Die Preise sind mitunter stolz, wie eine Stichprobe zeigt. Eine 26 Quadratmeter grosse möblierte Einzimmerwohnung im Zürcher Binzquartier kostet beispielsweise 3290 Franken im Monat. 17 Quadratmeter sind für 2250 Franken zu haben. Einige Anbieter vermieten solche Zimmer auch nur für wenige Nächte.

Der Überblick über die Branche fehlt. Nicht einmal die Behörden wissen über die Anzahl solcher Wohnungen Bescheid. Es gebe keine Erhebungen dazu, heisst es beim Präsidialdepartement der Stadt Zürich. Man kenne die genaue Verwendung und «Organisationsart» von Wohnungen nicht. Laut Urs Schärer, Direktor des Apartmentvermieters Ema House, ist das in anderen Städten nicht anders. «Niemand weiss genau, wie viele solcher Apartments es in der Schweiz gibt, da der Markt nicht reglementiert ist», sagt er. In Zürich kämen jedes Jahr mehrere neue Anbieter auf den Markt. Ein Branchenvertreter spricht von einer Blackbox. Man operiere in einer Grauzone, in der strenge Auflagen bezüglich Notausgängen oder Lüftungen, wie in der Hotellerie üblich, häufig unbekannt seien. Das gelte vor allem dann, wenn in Mehrfamilienhäusern Wohnungen in Business-Apartments umgewandelt würden. Damit habe man gegenüber Hotels einen grossen Vorteil.
Hoteliers: «Das verzerrt den Wettbewerb»

Branchenführer in der Schweiz ist laut eigenen Angaben und den Aussagen von Konkurrenten Vision Apartments. Allein in Zürich vermietet das Unternehmen über 600 Wohnungen. Laut Sprecher Alain Gozzer ist das Potenzial weder in Zürich noch in anderen Städten ausgeschöpft. «Wir werden in der Schweiz und im deutschsprachigen Ausland weiter expandieren», sagt er. Das Unternehmen ist über die letzten Jahre jeweils um durchschnittlich 30 Prozent gewachsen. Weit fortgeschritten sind die Ausbaupläne in der Region Genfersee. In Vevey wird das Unternehmen 100 Apartments eröffnen. In Genf baut die Firma derzeit 35 Wohnungen in möblierte Apartments um. Gozzer betont, dass Vision Apartments auch Wohnraum schaffe, indem Bürogebäude und Hotels in Wohnungen umgewandelt würden. Zudem stünden die Angebote auch dem «Normalverbraucher offen».

Carlo Sommaruga, Genfer SP-Nationalrat und Vizepräsident des Schweizer Mieterinnen- und Mieterverbands, sieht das anders. «Anbieter möblierter Wohnungen, die auf internationale Geschäftsleute spezialisiert sind, vermindern das Angebot bezahlbarer Wohnungen und kreieren einen zweiten, viel teureren Markt.» In Genf nehme das Angebot solcher Business-Apartments laufend zu.

Auch die Hotelbetreiber beobachten das skeptisch. Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers, fordert gleich lange Spiesse mit der wachsenden Konkurrenz. «Es darf nicht sein, dass die Betreiber solcher Business-Apartments weniger strenge Auflagen erfüllen müssen als Hotels. Das verzerrt den Wettbewerb», sagt er.

Laut Robert Weinert vom Beratungsunternehmen Wüest & Partner geht der Trend weiter: «Die Zahl der Business-Apartments nimmt in den Städten weiter zu. Die Nachfrage nach solchen Angeboten dürfte langfristig anhalten.» Dies, weil durch den zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt viele Angestellte internationaler Unternehmen für eine beschränkte Zeit in der Schweiz arbeiten.

Wie gut das Geschäft läuft, zeigen die Auslastungsquoten. Beim Marktführer Vision Apartments sind laut Sprecher Gozzer im Schnitt 95 Prozent der Zimmer und Wohnungen belegt. Auch andere Anbieter sprechen von über 90 Prozent. Zum Vergleich: Die Zürcher Hotels waren 2015 im Schnitt zu 70 Prozent ausgelastet.

Erich Bürgler

Quelle: SonntagsZeitung vom 01.05.2016

 

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